Es war einer dieser wunderbaren Sommerabende im Juli 2018 ich saß mit Freunden an einer dieser Beachbars am Rhein und war glücklich mit mir und der Welt. 54 Jahre alles richtig gemacht . Auf dem Weg zum Auto sackte ich leicht mit dem Fuß weg , dachte mir aber nichts dabei .
Ich war auch abgelenkt von dieser Stimme die mich ansprach . Ich wäre ausgewählt für eine Reise . Ausgewählt für eine Reise ? Ich habe mich nirgends beworben . Die Stimme wurde energischer und gab mehr Infos preis .
Eine Reise ohne Wiederkehr , die tödlich endet .
Da holt einer aber ziemlich weit aus , ich ging zum Auto mit meinem neuen Handicap .
Gibt es ein Zusammenhang ?
Die Monate gingen ins Land aus dem leichten wegsacken wurde ein hinken , atmen fiel mir schwerer.
Eine Odyssee an Ärzten folgte . Die Stimme – du wist die Reise bald antreten wurde immer präsenter .
Im Februar 2019 gab mir diese Stimme mein Ziel bekannt – ALS –
Auserwählt 1-2 von Hunderttausend stand in den Reiseunterlagen , one way nur hin nicht zurück.
Die Stimme blieb mir langsam weg bei soviel Veränderungen . Ich merkte das ich da nicht mehr rauskomme und beschloss das beste draus zu machen . Noch war ich einigermaßen fit und konnte alles regeln.
Im September 19 trat ich diese Reise an , zu meiner Überraschung erwartete mich kein Schiff oder Flugzeug sondern eine Raumkapsel , irgendwie logisch es ging ja nicht mehr heim . Ich verließ meine Wohnung , verkaufte mein Auto , kündigte meinen Job und stieg ein ohne Helm ohne Visier ohne Sicherheitsgurt . Zum Abschluss freigegeben ohne je etwas einwenden zu können .
Der Start verlief noch ruhig – die Stimme gab mir neue Informationen.
Dein Körper wird nach und nach immer mehr gelähmt werden , du wirst irgendwann um Luft ringen . Ich werde dich nach Belieben leiden lassen bis zum Tod.
Die ersten Auswirkungen spürte ich bereits , eine Atemmaske stand mir zur Verfügung , deren gebrauch unumgänglich ist . Mein größtes Problem war jedoch Hilflosigkeit , komplett alleine zu bestehen ist unmöglich.
Beim Blick aus dem Fenster fiel mir ein weiteres Raumschiff auf , das ziemlich in Mitleidenschaft gezogen schien . Ich nahm Kontakt auf
Im Rollstuhl dockte ich an , ich schaute in diese warmen braunen Augen und er in meine Seele , in meine Ängste aber auch in das Herz eines Kämpfers . Marco war schon länger unterwegs und hatte schon komplett Einschläge zu verkraften .
Er sagte er möchte zurück in eine Welt wie er sie kennt und liebt , Marco das möchte ich auch , Heimkommen!
Die Stimme begann zu lachen , noch nie kam jemand zurück – ihr beiden auch nicht .
Sich beugen müssen , das ist garnicht mein Ding , aber diese Übermacht an Vielseitigkeit in ihrer Handlung , macht es uns schwer . Die Betonung liegt auf – uns – , ich wusste den lass ich nie mehr alleine in eine Schlacht ziehen . Wir gehen zusammen unter. oder fliegen zusammen – heim –
Wo auch immer das sein wird .
Danke mein Freund das ich , diese Zeilen bei Dir schreiben durfte .
Für die Leser die mich und meinen Schreibstil nicht kennen , ich schreibe vom Herzen direkt auf die Tastatur . Einen literarischen Nobelpreis strebe ich nicht an – überleben mit Marco und den anderen auf dieser Reise ohne Wiederkehr ist mir wichtiger .
Jedes Mal, wenn ich einen Text von Dir oder Marco lese, kämpfe ich mit den Tränen. Manchmal verliere ich auch. Die Zeilen erinnern mich an einen ähnlichen Kampf den ich 2016 gegen den Krebs kämpfen musste und erinnert mich immer wieder daran, wie einsam ich mich damals im Inneren gefühlt habe. Für mich war der Ausgang damals Ungewiss und es bestand noch etwas Hoffnung. Ich vermag mir nicht vorzustellen, wie es ist, wenn man diese Gewissheit hat, mit der ihr Leben müsst. Der einzige Trost ist, dass das Ende für alle gleich und Zeit relativ ist. Darum nutzt die Zeit die euch noch bleibt für all die schönen Dinge im Leben die euch noch vergönnt sind. Wir kommen euch spätestens nach unserer Zeit noch alle besuchen. Das waren jetzt hoffentlich Worte nach deinem Geschmack, Ralf.
Ihr seid die „Besten“ und das meine ich wie ich es sage.
Ich sitze hier, und hab dicke Tränen in den Augen. Ralf ich kenne dich nicht, aber in Gedanken sitze ich mit dir am Rhein ( meine alte Heimat ). Und ja, du schreibst in deinem eigenen Stil, mitten ins Herz. Toll das ihr zwei euch gefunden habt. Eure Raumkapseln werden andocken – auf dem Planet wo sich alle wunderbaren Menschen treffen – um losgelassen von allem Schmerz und Sorgen die Leichtigkeit so frei wie ein Vogel im unerschöpflichen zu genießen. Lg Sira
Eigentlich sollte im Leben doch immer alles zu etwas nütze sein, so hat das zumindest meine Oma immer gesagt. aber wozu oder wem soll diese Scheißkrankheit ALS nützen? Darauf habe ich leider keine Antwort. Ich weiß nur, dass dieses Schicksal niemand verdient hat, schon gar nicht Menschen, die niemanden etwas zuleide getan haben, die noch dringendst gebraucht werden! Trauer und Wut wechseln sich ab, wenn ich an Euch denke und ich finde manchmal auch keine tröstenden Worte, zum Beispiel heute. Scheiß ALS.
Ihr zwei…. Ich möcht garnicht soviel Dusel schreiben… Ihr wisst… Marco weiss wie ich denke und fühle.. Ralf.. Ich sitz in Gedanken mit dir am Rhein.. Und die Strömung möchte alle die negativen Gedanken mit sich ziehen… Auch wenns schwer is und schwerer wird… verliert nicht den Kurs.. Danke für den Einblick in deine Gedanken..